„Es ist einfach, die Informationen über die App zugänglich zu machen, und die Menschen können sie leichter finden. Derzeit nutzen mehr als 500 Angehörige die App und wir haben einen viel besseren Zugang zu dieser Zielgruppe”.
Eine App für Angehörige
Der Angehörigenbeirat der GGZ Drenthe hat die NaastenApp im Jahr 2023 ins Leben gerufen. Ein innovativer Weg, um mit einer schwer erreichbaren Zielgruppe in Kontakt zu treten. Inzwischen (März 2024) nutzen mehr als 500 Angehörige die App, und die Verbindung zu dieser manchmal schwer zu fassenden Zielgruppe ist wesentlich besser. Wir haben mit den Initiatoren von diesem erfolgreichen Projekt gesprochen.
Können Sie etwas mehr über die GGZ und den Angehörigenbeirat erzählen?
Der Angehörigenbeirat ist Teil der GGZ Drenthe. GGZ Drenthe ist eine Organisation für diezweite und dritte Versorgungslinie in der Psychiatrie. Das bedeutet, dass es sich häufig um Menschen mit einer schweren psychiatrischen Erkrankung handelt.
Der Beirat ist für jeden da, der mit einem Kunden zu tun hat. Nicht nur Familie, sondern auch Nachbarn, besorgte Fußballtrainer usw. Kurz gesagt: geliebte Menschen.
Der Beirat ist aus dem Angehörigkeitsrat hervorgegangen. Er wurde 2015 gegründet, hat sich aber ein wenig verlaufen. Es war schwierig, neue Mitarbeiter zu finden, und der Rat war veraltet. Wir haben dann einen Plan erstellt, in den auch die Angehörigen einbezogen wurden. Daraus ist dann der Angehörigenbeirat entstanden.
Der Beirat besteht aus vier Teilen: Den Angehörigen (dazu gehört auch die App), Aufmerksamkeit für Beschäftigte der Angehörigen, Forschung & Entwicklung und externen Kontakte.
Angehörige informieren und mit einer App zusammenbringen – wie ist das möglich?
Wir brauchten einen Wandel. Wir wollten mit der Zeit gehen und die Dinge mussten anders werden.
Wir hatten zuerst den Stammtisch. Das ist eine Plattform für Patienten, um einen Online-Stammtisch einzurichten, sowohl professionell als auch informell. Doch leider kam der aufgrund verschiedener Umstände nicht zustande.
Unser Ziel ist es, die Angehörigen gut zu informieren und zu helfen, wo es möglich ist. Wir wollten auch die Beteiligung der Angehörigen erhöhen, damit wir wissen, was sie wollen.
Wir hatten immer eine Liste von Angehörigen, aber das ist nur ein sehr kleiner Teil aller Angehörigen innerhalb von GGZ Drenthe. Früher haben wir diese Listen bei Treffen für geliebte Menschen manuell erstellt. Das war ziemlich umständlich. Es gab nur eine Handvoll Angehörige. Die Mitbestimmung mit nur sieben Angehörigen am Tisch ist sicher nicht das, was man will.
Das ist inzwischen ganz anders. Es ist einfach, die Informationen über die App zugänglich zu machen, und die Menschen können sie leichter finden. Derzeit nutzen mehr als 500 Angehörige die App und wir haben einen viel besseren Zugang zu dieser Zielgruppe.
“Unser Ziel ist es, die Angehörigen gut zu informieren und zu helfen, wo es möglich ist. Wir wollten auch die Beteiligung der Angehörigen erhöhen, damit wir wissen, was sie wollen. Sicherlich ist Mitbestimmung mit nur sieben geliebten Menschen am Tisch nicht wirklich das, was man will.”
Warum haben Sie sich für die Bereitstellung einer App entschieden?
Durch den Kundenrat kamen wir auf die Socie App. Der Kundenrat hat die App vorher selbst schon für die interne Kommunikation genutzt. Der frühere Direktor war sofort begeistert. Wir wollten in dieser Hinsicht vorankommen.
Eine der ersten Dinge, die wir wissen wollten, war, ob die App mit der Außenwelt kompatibel sein kann. Als das deutlich wurde, wurde auch der jetzige Direktor von der Begeisterung für die App angesteckt. Ein Projektbeauftragter wurde eingestellt, um das Projekt zu leiten, und die ersten Schritte konnten unternommen werden.
Zunächst haben wir gemeinsam mit dem Beirat und Socie überlegt, was eine solche App enthalten sollte und welche Anforderungen sie erfüllen sollte. Wir waren auf der Suche nach einer App, um mit unseren Angehörigen in Kontakt zu treten, Kunden zu informieren und Interaktion zu schaffen. Dabei musste die App sicher und für das Zielpublikum zugänglich sein. Wir kennen die geliebten Menschen nicht, also sollte die App leicht zu finden sein und sich vertraut anfühlen.
Wir wollten auch wissen, was die Angehörigen davon hielten. Dies unterscheidet sich manchmal von dem, was die Organisation vorschlagen kann. Deshalb haben wir eine Gruppe von Angehörigen in das Testen und Einrichten der ersten Version der App einbezogen.
Wie verlief die Einrichtung der App?
Zu Beginn haben die GGZ Drenthe, Socie und einige Angehörige zusammengearbeitet. Die Arbeitsweise und Atmosphäre dieser Zusammenarbeit waren sehr angenehm. Die Begeisterung war sowohl bei Socie als auch bei GGZ Drenthe groß. Die App wurde Schritt für Schritt entwickelt, wobei unsere Kommunikationsabteilung Inhalte wie Bilder und Texte beisteuerte. Das Ergebnis war eine professionelle App.
Wie verlief die Einführung der App?
Zunächst wurde die App in einer Testgruppe getestet, in der auch die Angehörigen bereits vertreten waren. Das ist von Anfang an gut gelaufen, und dabei sind nur gute Ergebnisse herausgekommen. Wir haben noch einige kleinere Anpassungen an der App vorgenommen. Dann hatten wir ein Treffen, bei dem die App offiziell vorgestellt wurde.
Außerdem verteilten wir in allen Abteilungen Broschüren, Flugblätter und Banner mit QR-Codes. Wir haben die Einführung der App aktiv kommuniziert. Das sorgte für einen sehr schönen Start und viele Angehörige in der App.
Wir haben auch viel mit unseren eigenen Kontakten gearbeitet. Dies führte zu mehreren Interviews und schließlich zu einer landesweiten Verbreitung der App.
Wie waren die ersten Reaktionen auf die App?
Wir hatten eigentlich nur positive Rückmeldungen. Es gab nur sehr wenige negative Reaktionen. Manche Leute fragen sich, wie wir das mit dem Mitbestimmungsrat hinbekommen haben. Manche finden es unpraktisch, dass wir das jetzt über eine digitale Plattform machen, aber das merken wir nur gelegentlich.
Aber manchmal muss man Entscheidungen treffen. Jetzt haben wir Zugang zu mehr als 500 Angehörigen. Die App wird auch genutzt, um neue Freiwillige zu gewinnen. Wir brauchen Leute für den Angehörigenrat. Wir befinden uns in einer neuen Ära. Dies ist der beste Weg, um zu zeigen, dass es auch anders gehen kann. Modern mit neuen Techniken.
Wer verwaltet oder betreibt die App?
Das macht Manon (Manon Hens, Hrsg.). Jeden Dienstag besprechen wir den Inhalt und Manon stellt ihn dann ein. Manon bekommt inzwischen Inhalte aus vielen verschiedenen Quellen zur Aufnahme in die App vorgelegt.
Es besteht ein enger Kontakt mit der Kommunikationsabteilung, aber auch die Sichtbarkeit in den nationalen Nachrichten. Wir beobachten die Kanäle von allen Seiten. Auch die Dienststellen sind zunehmend in der Lage, uns zu finden. Der Angehörigenbeirat trifft sich alle 6 Wochen und liefert auch Inhalte für die App.
Manchmal ist es immer noch ein bisschen eine Suche, um was es geht und was wir damit wollen. Wir üben zum Beispiel gerade, wie wir die Dinge am attraktivsten in der App platzieren können. Wir haben schon Videos, und wir wollen noch damit beginnen, Erfahrungen von Angehörigen zu veröffentlichen. Das ist immer noch eine ziemliche Herausforderung. Wir sehen uns auch regelmäßig die Statistiken an, um zu sehen, was alle Nutzer am häufigsten ansehen/besuchen, damit wir wissen, was funktioniert und was nicht. Es ist ein Prozess.
Wie stellen Sie die App bereit und welche Module verwenden Sie?
Der größte Vorteil der App ist, dass wir eine Plattform haben, auf der alle Informationen, die unsere Angehörigen brauchen, immer aktuell sind. Das Internet ist sehr groß. Informationen aus dem Internet sind nicht immer korrekt. Unsere Informationen sind (soweit wir wissen) immer zuverlässig.
Wir geben Dokumente wie Broschüren, Protokolle oder andere Dinge weiter und lassen die Angehörigen bei Bedarf über die App darauf reagieren.
Der Kalender ist auch sehr praktisch. Online-Webinare können geplant und voneinander übernommen werden. Auch Nachrichten, Veranstaltungen (intern und extern) und Workshops sind in der App enthalten, eventuell mit einem Link zu einem Anmeldeformular.
Außerdem lassen wir die Menschen in Umfragen Stellung zu bestimmten Fragen nehmen. Und wir nutzen die Option „Denk mit”, wo die Leute ihre eigenen Ideen einbringen können. Außerdem gibt es eine Rubrik mit häufig gestellten Fragen.
Die Gruppenfunktionalität, bei der man miteinander reden kann, ist immer noch deaktiviert. Wir hoffen, dass wir diese Funktion bald in die App integrieren können. Das ist sehr gefragt. Das wird eine weitere nette Ergänzung der App sein. Dann können die Angehörigen sicher miteinander kommunizieren.
Wie gefällt Ihnen die Nutzung der App bis jetzt?
Sehr gut. Es ist immer noch eine Achterbahnfahrt, aber die App funktioniert gut. Täglich gehen neue Anmeldungen für die App ein, und wir sehen, wie die Leute Dinge nachschlagen und bewerten. Das übertrifft wirklich alle Erwartungen. Jetzt können wir wirklich sehen, dass all die Menschen, denen wir helfen wollen, unsere Plattform auch finden können.
Was hat die App Ihnen gegeben?
Angehörige fühlen sich zunehmend gesehen und gehört. Das ist sehr praktisch, wenn man sich für Kurse anmelden will. So können die Teilnehmenden beispielsweise über das Einladungsschreiben zu einem Kurs auch über den QR-Code auf dem Schreiben auf die App zugreifen.
Natürlich ist auch unser Team mit Manon als treibender Kraft hinter der App moderner geworden. Auch die Kontakte zu anderen psychiatrischen Einrichtungen wurden stark ausgebaut. Wir versuchen nun, diese Verbindung aufrechtzuerhalten. Der Wissensaustausch mit anderen Einrichtungen ist sehr gut. Schulungen und Module können gemeinsam genutzt und übernommen werden. Es ist zum Beispiel ein schöner Nebeneffekt, dass es jetzt viel mehr Verbindung zu den Angehörigenräten aus Groningen und Maastricht gibt.
Würden Sie die App anderen Organisationen empfehlen?
Ja, auf jeden Fall. Für uns ist eine neue Welt entstanden. Man muss sich zwar daran gewöhnen, aber das ist es wert. Wir empfehlen die App derzeit Dutzenden von Organisationen. Das erfordert jetzt viel Zeit, aber wir sind gerne bereit, es zu tun. Und für technische Fragen verweisen wir die Organisationen an Socie.